Filmprogramm


 

Di 12.11., 20.15 Uhr
Institut Culturel Franco-Allemand Tübingen (Doblerstr. 25)

In Zusammenarbeit mit dem Institut Culturel Franco-Allemand Tübingen

 

5 Broken Cameras
Ein Dokumentarfilm von Emad Burnat und Guy Davidi
Palästina/Frankreich/Israel/Niederlande 2012 | 94 Min. | Originalfassung (Arabisch/Hebräisch) mit englischen Untertiteln

Im Jahre 2005 kauft Emad Burnat, dreifacher Vater und Landwirt, seine erste Kamera und beginnt das Leben seiner Familie und seines Dorfes Bil’in zu dokumentieren. Mit der Handkamera begleitet er die ersten Lebensjahre seines Sohnes Jibril und den friedlichen Widerstand gegen die Besetzung ihrer Ländereien durch das israelische Militär, das Platz für jüdische Siedler zu schaffen sucht. Über die Jahre hinweg dokumentiert Emad den eskalierenden Konflikt, der schließlich Menschenleben kostet und zum Bau einer Mauer zwischen Bil'in und der neuen israelischen Siedlung führt. Fünf seiner Kameras werden während seiner Arbeit zerstört und jede hat eine Geschichte zu erzählen.
Der Film ist gleichermaßen privates Tagebuch, politischer Essay und Alltagschronik im besetzen Palästina und wurde als bester Dokumentarfilm des Jahres für die Oscars 2013 nominiert. Bei seiner Einreise in die USA wurden Burnat und seine Familie stundenlang am Flughafen von Los Ángeles festgehalten und befragt. Erst die Intervention von Academy-Mitglied Michael Moore ermöglichte Burnat die Einreise.

Uri Avnery (israelischer Menschenrechtler): „Ich bin ein Bil’iner!“

5 Broken Cameras wurde 2011 beim IDFA Amsterdam mit dem Spezialpreis der Jury und dem Publikumspreis ausgezeichnet und erhielt 2012 u.a. Preise in Sundance (Bester Dokumentarfilm), Cinema du réel in Paris (Louis Marcorelles-Preis), London (Großer Preis der Jury), Montréal (Publikumspreis und Prix des détenues), Oslo (EuroDok Award) und Jerusalem (Bester Dokumentarfilm).

 

Mi. 13.11.2013, 17.00 h
Kino Arsenal

Leaving Baghdad
Ein Spielfilm von Koutaiba Al-Janabi
Irak/VAE/UK 2010, 85 Min., Originalfassung (Arabisch, Ungarisch) mit englischen Untertiteln

Bagdad in den frühen 2000ern: Sadik, ein persönlicher Kameramann Saddam Husseins flieht aus dem Irak. In der Hoffnung, bei seiner früheren Frau in London unterkommen zu können, durchquert er mehrere Länder, wird von einem Schlepper dem nächsten übergeben. Das Verschwinden seines Sohnes, der die väterliche Begeisterung für den Präsidenten nicht teilte, und Szenen, die er im Zuge seiner Arbeit filmte, verfolgen ihn gleichermaßen, während er versucht dem omnipräsenten und zermürbenden Schatten des Regimes zu entkommen.
Als Filmmaterial, das der fiktionale Sadik gedreht hat, benutzt Koutaiba Al-Janabi echte Bänder aus den nun zugänglichen Archiven Saddam Husseins, die er in seine ruhige und dokumentarisch anmutende Fiktion einwebt.

 

Do. 14.11.2013, 17.00 h
Kino Arsenal


Art / Violence
Ein Dokumentarfilm von Batoul Taleb, Mariam Abu Khaled und Udi Aloni
Palästina/Israel/USA 2013 | 75 Min. | Originalfassung mit deutschen Untertiteln

Juliano Mer-Khamis - Friedensaktivist, Regisseur und Schauspieler - wurde 2011 vor seinem Theater, im Flüchtlingslager von Jenin erschossen. Bis heute ist der Mord nicht aufgeklärt. Mer-Khamis, Sohn einer jüdischen Mutter und eines palästinensischen Vaters, leitete seit 2006 das Freedom Theatre und spielte mit den Mitteln der Kunst gegen die Hoffnungslosigkeit und die Gewalt im Flüchtlingslager an. Außerdem stellte für ihn das Theater eine Möglichkeit dar, Künstlern, ungeachtet von Nationalität und Geschlecht, eine Bühne zu bieten.
Der Film Art/Violence dokumentiert die Zeit im Freedom Theatre nach der Ermordung Juliano Mer-Khamis': Was soll man mit seinem Vermächtnis anfangen? Wie mit den ohnmächtigen Gefühlen der Trauer und Wut umgehen? Wie geht es mit dem Theater weiter? In einer Mischung aus Interviews, Szenen aus dem Theater, Aufnahmen eines Hip-Hop-Konzerts, Rückblicken und Animationen, dokumentiert der Film alte wie neue Theaterprojekte, aber auch die Schwierigkeiten und Herausforderungen, denen die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler bei ihrer Arbeit begegnen.

Art/Violence hatte seine Weltpremiere beim Panorama der Berlinale 2013 und gewann dort den CINEMA fairbindet Preis. Außerdem lief er auf zahlreichen internationalen Filmfestivals in Jerusalem, Istanbul, Montréal und Rom, wo er mit dem Open Eyes Award 2013 ausgezeichnet wurde.

 








Do. 14.11.2013, 22.30 h

Kino Arsenal

Kurzfilmprogramm
Jordanien/Algerien/Tunesien/Palästina/F/VAE/DK 2012, 91 Min. | Originalfassung mit englischen Untertiteln

The Dinner
von Maïs Darwazah | Jordanien/Palästina/F/VAE 2012 | 22 Min. | Originalfassung mit englischen Untertiteln
Mais Darwazeh lebt allein. In Amman, dieser Stadt von entwurzelten Menschen, baut sie sich ihre Identität mit Hilfe von Freunden und Freundinnen, ausgewählten Zutaten und alten Rezepten auf.

En terrain connu
von Nassim Amaouche | Algerien/Palästina/Frankreich/VAE 2012 | 24 Min. | Originalfassung mit englischen Untertiteln
In der Kabylei gräbt Nassim Amaouache mit seinem Vater im Schutt des 1957 zerbombten Familienanwesens nach der verlorenen Kindheit des Vaters und einem Neuanfang für beide Männer.

The Facebook of my Father
von Erige Sehiri | Tunesien/Palästina/Frankreich/VAE 2012 | 21 Min. | Originalfassung mit englischen Untertiteln
Erige Sehiri lernt ihren Vater neu kennen. Die tunesische Revolution und seine neue Sucht nach Facebook scheinen ihn absorbiert zu haben. Er hat sogar seine Familie verlassen und ist in sein kleines Dorf in Tunesien zurück gekehrt.

Handsome Groom
von Sameh Zoabi | Palästina/F/VAE 2012 | 22 Min. | Originalfassung mit englischen Untertiteln
Sameh Zoabis Jugendfreund Ahmed ist 35 Jahre alt, schön und noch Single, ein Problem in seinem palästinensischen Dorf in Nordisrael. Die Mutter hat aufgegeben, ihm eine Frau zu finden, jetzt übernimmt Sameh.

Nation Estate
von Larissa Sansour | Palästina/Dänemark 2012 | 9 Min. | Originalfassung mit englischen Untertiteln

Nation Estate ist ein Sci-Fi Kurzfilm, der sich auf klinische dystopische und gleichzeitig humorvolle Weise dem Stillstand im Nahen Osten widmet. Der Film untersucht eine vertikale Lösung für die palästinensische Staatenbildung: Ein kolossaler Wolkenkratzer, der die gesamte palästinensische Bevölkerung behaust – die jetzt endlich high life lebt.

Nation Estate lief weltweit auf Filmfestivals, u.a. in Rotterdam, Oberhausen, wo er den Preis der Ökumänischen Jury erhielt, Marseille (Preis der Kritiker-Jury für den besten Kurzfilm) Rom, São Paulo, Guanajuato und Sarajevo.

 



Fr. 15.11.2013, 17.00 h

Kino Arsenal


Ali im Paradies
Ein Dokumentarfilm von Viola Shafik
Ägypten/Deutschland 2011, 92 Min., Originalfassung (Deutsch, Französisch, Arabisch) mit deutschen Untertiteln

Für seinen antirassistischen Film Angst essen Seele auf (1973) hat Rainer Werner Fassbinder internationale Anerkennung bekommen. Der Protagonist des Films, ein arabischer Gastarbeiter, wurde von dem Marokkaner El Hedi Ben Salem M’barek Mohammed Mustafa, Fassbinders damaligem Geliebten, gespielt. Während sich der Film selbst mutig mit dem Rassismus der Nachkriegs-BRD auseinandersetzt, scheinen seine Macher und Macherinnen dem realen Mann eine gewisse Gleichgültigkeit entgegen zu bringen, sie fantasieren sich ihren eigenen Salem. Anhand von Interviews und Archivbildern legt Viola Shafik in Ali im Paradies die Imagination El Hedi Ben Salem durch die Fassbinder-Gruppe frei. Ein Bild, das viele von ihnen bis heute nicht revidiert haben.
Ali im Paradies spürt auf höchst originelle Weise dem Schicksal des maghrebinischen Schauspielers El-Hedi Ben Salem in Deutschland und Nordafrika nach und rekonstruiert mit Hilfe von Filmausschnitten und Zeitzeugeninterviews Fassbinders ambivalente Beziehung zu ihm.

 

Sa. 16.11.2013, 17.00 h

Kino Arsenal
Mo. 18.11.2013, 17.00 h
Kino Arsenal
Fidai
Ein Dokumentarfilm von Damien Ounouri
Algerien/Frankreich/China/Katar/Kuwait/Deutschland 2012 | 83 Min. | Originalfassung (Arabisch/Französisch) mit deutschen Untertiteln

El Hadi führt ein einfaches Leben in der algerischen Provinz. Er ist ein Familienmensch und einer von unzähligen anonymen Veteranen des algerischen Unabhängigkeitskriegs. Als 1954 der Krieg begann, war El Hadi 14 Jahre alt. Mit 20 meldete er sich freiwillig als Fidai, als Stadtguerillero der algerischen Befreiungsfront FLN in Frankreich. In Paris führte er zwei Attentate durch.
50 Jahre später begibt sich Regisseur Damien Ounouri zusammen mit seinem Onkel El Hadi auf eine Zeitreise. Schicht für Schicht trägt er El Hadis Schweigen ab und eine immer größere Gruppe beginnt zu sprechen.
Dieser Film wirft ein Licht auf Fragen des historischen Wissens und des kollektiven Schweigens über grundlegende historische und politische Ereignisse der Region.

Ein echtes Doku-Highlight im bisherigen Kinojahr 2013. (David Siems, programmkino.de)

Fidai lief 2012 auf zahlreichen internationalen Filmfestivals u.a. in Toronto, Leipzig, Amsterdam, Doha Tribeca, wo er eine besondere Erwähnung erhielt, und Buenos Aires, wo er als bester fIlm ausgezeichnet wurde.

 

So. 17.11.2013, 17.00 h
Kino Arsenal


Family Albums (Mawsem Hisad)
von Mais Darwazah, Nassim Amaouche, Erige Sehiri, Sameh Zoabi | Jordanien/Algerien/Tunesien/ Palästina/F/VAE 2012 | 82 Min. | Originalfassung (Arabisch/Berber/Französisch/Englisch) mit englischen Untertiteln

Die arabische Welt ist eine Region, die seit Dekaden nicht zur Ruhe kommt. Die junge Generation Kulturschaffender ist in Konflikte hineingeboren worden, deren Anfang sie nicht kennt und deren Ende nicht absehbar ist. Sie trägt das Exil, die Kriegstraumata und die verlorenen Hoffnungen der Eltern in sich. In Family Albums zeichnen vier FilmemacherInnen ein einfühlsames und persönliches Portrait dieser Region.
Family Albums lief u.a. auf zahlreichen Filmfestivals, u.a. in Montpellier, Dubai, Clermont-Ferrand (Besondere Erwähnung) und Tétouan.

 

Di 19.11., 18.30 Uhr
Kino Arsenal

In Anwesenheit der Regisseurin Hala Lotfy und der Hauptdarstellerin Dunia Maher

 

Al-khoroug lel-nahar – Coming Forth by Day
Ein Spielfilm von Hala Lotfy
Ägypten, Vereinigte Arabische Emirate 2012 | 96 Minuten | Originalfassung mit deutschen Untertiteln

Ein Tag im Leben von Suad, die mit Mutter und bettlägerigem Vater am Rande Kairos lebt. Während hinter halb geschlossenen Läden helles Sonnenlicht und die Geräusche der Stadt zu vernehmen sind, verströmt im Inneren der Wohnung alles den Geruch von Alter, Krankheit, Stagnation. Die Mutter arbeitet nachts in einer Klinik und ist tagsüber ein Schatten ihrer selbst. Auch Suad ist nicht mehr jung. Ihre Aufgabe, den kranken Vater zu pflegen, hat sie schicksalsergeben akzeptiert und das eigene Leben hinten angestellt. Doch als Suad am Abend die Wohnung verlässt und einsam durch das nächtliche Kairo treibt, wird deutlich, wie weit sie sich schon von ihren Bedürfnissen entfernt hat. Indes beginnt am Ende der Nacht ein neuer Tag, der womöglich Veränderung bringt.
In den Wirren der Revolution gedreht, legt Hala Lotfy in ihrem beeindruckenden Debüt den Fokus auf das Private und schafft darin einen revolutionären Film, ohne die Revolution selbst zu zeigen.

Al-khoroug lel-nahar lief international erfolgreich u.a. im Forum der Berlinale 2013, in Beirut und Luxor und gewann 2012 beim Oran Arab Film Festival den Göldenen Löwen, in Carthago den Bronze Tanit und in Abu Dhabi 2012 den Fipresci-Preis sowie den Preis für den besten Regisseur.

 

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