Filmprogramm


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FILMEMACHERINNEN IN NAHOST UND NORDAFRIKA – ZWISCHEN FILMKUNST UND REALITÄT

Begleitprogramm zur Kunstausstellung SHIRIN NESHAT – FRAUEN IN GESELLSCHAFT
(Kunsthalle Tübingen, 1. Juli bis 29. Oktober 2017)

Es gibt keinen Zweifel darin, dass der Westen den Orient, die islamische Welt nicht richtig wahrnimmt. Die Distanz ist zu groß. Selbst ich kann als jemand, der in den USA lebt, nicht einfach sagen, ach, die Frauen im Iran haben keine Probleme. () Das ist nicht wahr. Denn es gibt sehr viele Probleme und die Geduld der Frauen wird permanent auf eine harte Probe gestellt. Aber mir ist wichtig zu betonen, sie sind keine Opfer, sie sind keineswegs unterwürfig, sondern sehr, sehr stark.
Shirin Neshat

Welche Stellung haben Frauen in den Gesellschaften des Nahen Ostens und Nordafrikas, was sind ihre Träume und Sehnsüchte, und was verbleibt davon im Alltag?
Die Filmreihe präsentiert aktuelle Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme von Regisseurinnen aus Afghanistan, Algerien, Iran, Libanon, Marokko, Palästina, Saudi Arabien, der Türkei und Tunesien. Anhand von Frauenfiguren unterschiedlichen Alters und mit je eigenen filmischen Mitteln lassen die Filmemacherinnen ein faszinierendes Prisma der Träume und Lebenswirklichkeiten in den verschiedenen Kulturkreisen entstehen.

  Donnerstag, 12.10.2017, 18 Uhr, Kupferbau, Hörsaal 22
Podiumsdiskussion mit den Regisseurinnen
Filmemacherinnen in ihrer Gesellschaft - von individueller Freiheit und gesellschaftlichen Grenzen
 

In Between | Bar bahar
Ein Spielfilm von Maysaloun Hamoud
Palästina/Israel 2016, 102 Min., Originalfassung (Arabisch, Hebräisch) mit engl. UT

Leila, Salma und Nur, drei palästinensische Frauen teilen sich im pulsierenden Herz Tel Avivs ein Appartement. Ihre kulturelle und religiöse Isolation in der israelischen Stadt ist jedoch die einzige Gemeinsamkeit, die die drei Frauen haben: Laila steht als knallharte Anwältin unter Dauerstress und ist des Nachts in der Underground-Clubszene unterwegs, Salma arbeitet als DJ und Barfrau und die Studentin Nur ist die einzige religiöse Muslimin der Gruppe. Alle drei Frauen müssen sich jedoch mit den Schwierigkeiten des Lebens zwischen Tradition und Moderne auseinandersetzen: Nur erhält Besuch von ihrem konservativen Verlobten, der wenig begeistert ist von ihren Mitbewohnerinnen, Leila muss feststellen, dass der aufgeklärte Mann, in den sie verliebt ist, doch nicht so tolerant ist wie gedacht und Selma bekommt Probleme mit ihrer christlichen Familie.

Sa 07.10., 20.00 Uhr Kupferbau HS 22

Mi 11.10., 18.15 Uhr Kupferbau HS 24

 

 

Inflame | Kaygi
Ein Spielfilm von Ceylan Özgün Özçelik
Türkei 2017, 95 Min., Originalfassung (Türkisch) mit engl. UT

Hasret arbeitet als eigenverantwortliche Cutterin bei einem Nachrichtensender mit dem anspruchsvollen Leitsatz: „Was Sie sehen, ist die Wahrheit. Was Sie hören, ist die Wahrheit.“ Doch plötzlich beginnen sich die Dinge zu ändern. Redakteure sollen die Reden von Politikern nicht mehr kommentieren, Nachrichten werden manipuliert und soziale Netzwerke verboten. Hasret wird von ihrer Chefin gemobbt und verliert ihren Job. Sie zieht sich in ihre Wohnung zurück und fängt an, Stimmen zu hören, die Wände bewegen sich und sie sieht Gardinen brennen. Außerdem ahnt sie, dass ihre Eltern vor über 20 Jahren nicht bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind. Doch was wird ihr verschwiegen? Regisseurin Ceylan Özgün Özçelik gelingt eine hochaktuelle Paranoiastudie: die Krankheit einer Seele als Spiegel gesellschaftlicher Verwerfungen und politischer Traumata.

So 08.10., 20.00 Uhr Kino Arsenal

Di 10.10., 18.15 Uhr Kupferbau HS 24

 

 

Wolf and Sheep
Ein Spielfilm von Shahrbanoo Sadat
Afghanistan, Dänemark, Frankreich, Schweden 2016, 86 Min., Originalfassung (Hazaragi) mit dt. Untertiteln

In einer entlegenen Region in den Bergen von Afghanistan glauben die Menschen an die Geschichten, die sie selber erfinden, um die Mysterien des Lebens und der Welt zu erklären. Man weiß gar nicht, was man mehr bewundern soll, die wilde Schönheit der Landschaft oder die zarten Beziehungen der Kinder, die mitten in ihr aufwachsen. Die Mädchen und Buben hüten die Schafe und üben mit ihren selbst gebastelten Steinschleudern. Vor allem wollen sie die Wölfe vertreiben.
Die junge Regisseurin Shahrbanoo Sadat will uns aber nicht einfach in eine idyllische Dorfgemeinschaft entführen, sondern sie zeigt das Dorfleben, wie sie es kennt. Die Beziehungen im Alltag hier sind von Tratsch und kleinen Konflikten geprägt, das Leben ist hart und einfach, und jeder Tag bringt seine Bürde mit sich.

Mo 09.10., 20.00 Uhr Kupferbau HS 22

 


House in the Fields | Tigmi n Igren
Ein Dokumentarfilm von Tala Hadid
Marokko, Katar 2017, 86 Min., OF (Tamazight, Arabisch) mit engl. UT

Ein abgelegenes Dorf im hohen Atlasgebirge in Marokko. Im Winter ist es hier so kalt, dass die Menschen ihre Häuser kaum verlassen und die Kinder nicht zur Schule gehen. Mit dem Frühling kommt die Schönheit zurück, sagt die 16-jährige Khadija, aus deren Sicht der Film erzählt. Ihre ältere Schwester Fatima soll am Ende des Sommers verheiratet werden, und es liegt Wehmut über dieser letzten gemeinsam verbrachten Zeit, im geteilten Bett, bei der Arbeit im Haus, auf den Feldern und in der Natur. In Tala Hadids feinfühligem Porträt einer Berber-Gemeinschaft geht es um Bindung an eine vertraute Lebensumgebung und um Loslösung daraus. Mit porträtartigen Einstellungen, präzisen Alltagsbeobachtungen und eindrucksvoll fotografierten Bildern der sattgrünen Natur und der majestätischen roten Bergmassive bringt sie eine entfernte Welt erstaunlich nah.

Di 10.10., 20.00 Uhr Kino Arsenal

WETTBEWERB

 

 

Visiting ours | De sas en sas
Ein Spielfilm von Rachida Brakni
Algerien, Frankreich 2016, 82 Min., OF (Französisch, Arabisch) mit engl. UT

Einmal im Monat machen sich Frauen auf den Weg zum Gefängnis von Fleury-Mérogis nahe Paris, um dort ihre Ehemänner, Geliebten, Väter, Söhne, Brüder oder sonstigen Verwandten zu besuchen. Nun ist es August und für Fatma und ihre Tochter Nora, Judith und Lola, Hourla und andere ist das Warten in der Hitze schier unerträglich. Die Frauen rücken von Sicherheitskontrolle zu Sicherheitskontrolle weiter voran und, während Beziehungen entstehen, zerbrechen und frech ausgeteilt wird, wächst die Spannung immer weiter und verlagert sich unausweichlich hinter die Gefängnisstangen…

Mi 11.10., 20.00 Uhr Kino Arsenal

 

Zaineb Hates the Snow | Zaineb takrahou ethelj
Ein Dokumentarfilm von Kaouther Ben Hania
Tunesien, Frankreich, Katar, Libanon, VAE 2016, 94 Min., Originalfassung (Arabisch, Französisch) mit engl. UT

Die neunjährige Zaineb hat ihren Vater verloren, und als wäre das nicht schlimm genug, möchte die Mutter mit den beiden Kindern von Tunesien nach Kanada auswandern, um dort erneut zu heiraten. Dann könnte Zaineb endlich einmal Schnee sehen! Doch Zaineb hat beschlossen, Schnee zu hassen und bringt auch Stiefvater Maher nicht besonders viel Sympathie entgegen. Dessen altkluge Tochter Wijdene gibt sich derweil alle Mühe, Zaineb die neue Heimat schmackhaft zu machen, teilt ihr Zimmer aber dann doch nicht allzu gern. Die Langzeitdokumentation einer ganz normalen Patchworkfamilie beobachtet ihre widerspenstige Protagonistin beim Erwachsen werden, und ist eine so sensible wie moderne Erzählung über Heimat und Zugehörigkeit.

Do 12.10., 20.00 Uhr Kupferbau HS 22

 

Breath | Nafas
Ein Spielfilm von Narges Abyar
Iran 2016, 110 Min., Originalfassung (Persisch) mit engl. UT

Das Mädchen Bahareh erlebt die dramatische Zeit der Revolution und des Iran-Irak-Krieges aus der Perspektive einer Tagträumerin, die sich in die Welt der Geschichten zurückzieht. Die erschreckenden politischen Ereignisse stehen für das sensible und talentierte Mädchen oft im Gegensatz zu ihrem schützenden familiären Umfeld. Narges Abyars dritter Spielfilm bewegt sich mit Bravour zwischen Epochenporträt und Kinderfilm.

Fr 13.10., 20.00 Uhr Kupferbau HS 22

 

Looking for Oum Kulthum
Ein Spielfilm von Shirin Neshat
Deutschland, Italien, Marokko, Österreich 2017, 90 Min., OF (Arabisch) mit engl. UT

Mitra, eine angesehene iranische Regisseurin hat sich zum Ziel gesetzt, das Leben und die Kunst der legendären ägyptischen Sängerin Oum Kulthum zu verfilmen. Ähnlich wie ihre Heldin, muss auch sie sich auf dieser schwierigen Reise, den Konfrontationen stellen, die das Überschreiten von Grenzen in einer konservativen und von Männern dominierten Gesellschaft mit sich bringt.
Nach ihrem mehrfach ausgezeichneten Langfilm-Debüt „Women Without Men“ nimmt sich die weltbekannte iranische Künstlerin, Regisseurin und Drehbuchautorin Shirin Neshat (Ausstellung FRAUEN IN GESELLSCHAT, Kunsthalle Tübingen, bis 29.10.2017) - die kürzlich als Opernregisseurin in Salzburg debütierte - erneut einer starken Frauenfigur an.

Fr 13.10., 20.00 Uhr Kino Arsenal

 

Mahbas | Solitaire
Ein Spielfilm von Sophie Boutros
Libanon, Jordanien, Ägypten 2016, 92 Min., OF (Arabisch) mit engl. UT

Therese ist die Ehefrau des Bürgermeisters eines kleinen Dorfes im Libanon. Der mit Spannung erwartete Besuch der Familie des Liebhabers ihrer Tochter bringt große Aufregung in ihr Leben. Thereses Bruder, der vor zwanzig Jahren von einer syrischen Bombe getötet wurde, ist im Haus der Familie immer noch allgegenwärtig – große Bilder von ihm hängen im ganzen Haus. Unfähig ihre Freude über die Verlobung für sich zu behalten, teilt Therese ihrem verstorbenen Bruder – das heißt den Fotos – ihr Glück mit … bis sie entdeckt, dass ihre sehnlichst erwarteten Gäste aus Syrien kommen.

Fr 13.10., 22.00 Uhr Kino Arsenal

 

Dil Leyla
Ein Dokumentarfilm von Asli Özarslan,
Türkei/Deutschland 2016, 71 Min., Originalfassung (Kurdisch, Türkisch, Deutsch) mit dt. UT

Mit sechs Jahren kam Leyla Imret aus der Türkei nach Bremen, wo sie bei ihrer Tante aufwuchs. Mit 28 Jahren kehrt sie in ihre Heimatstadt Cizre im Südosten der Türkei zurück, kandidiert dort für die kurdische Partei BDP und wird zu einer der jüngsten Bürgermeisterinnen des Landes gewählt. Sie möchte die vom Bürgerkrieg gezeichnete Stadt Cizre wieder zu einem lebenswerten Ort machen. Doch dann stehen die Parlamentswahlen an und die Situation in der Türkei spitzt sich radikal zu. Dokumentarfilmerin Asli Özarslan porträtiert die entschlossene und mutige junge Frau.

Sa 14.10., 18.00 Uhr Kupferbau HS 22
 

Kurzfilme arabischer Filmemacherinnen

Aya wal bahr | Aya und das Meer
Regie: Maryam Touzani, Marokko 2016, 18 Min., Originalfassung (Arabisch) mit englischen Untertiteln
Fernsehen und sich in Träumereien vom Meer verlieren – das ist die einzige Unterhaltung für das 10-jährige Hausmädchen Aya. Gemeinsam mit ihrer an den Rollstuhl gefesselten Nachbarin sucht sie nach einem Weg, ihre Träume wahr werden zu lassen.

A very hot summer
Regie: Areej Abu Eid, Palästina 2016, 17 Min., Originalfassung (Arabisch) mit englischen Untertiteln
Die junge Regisseurin aus Gaza zeigt in bewegenden Bildern die Alltagsrealität der Menschen in ihrer vom Sommerkrieg 2014 erschütterten Heimat.

Mare Nostrum
Regie: Rana Kazkaz & Anas Khalaf, Syrien 2016, 13 Min., Originalfassung (Arabisch) mit deutschen Untertiteln
Am Ufer des Mittelmeers nähert sich ein Vater mit seiner kleinen Tochter einem Bootsanleger.

Submarine
Regie: Mounia Akl, Libanon 2016, 20 Min., Originalfassung (Arabisch) mit englischen Untertiteln
Hala weigert sich ihr Zuhause zu verlassen, während alle anderen aus der Stadt fliehen.
Ein filmisches Märchen vor dem Hintergrund der Müllkrise im Libanon.

Saudische Kurzfilme
Verschiedene Regisseurinnen
Saudi Arabien 2016/2017, ca. 90 Min., Originalfassung (Arabisch) mit engl. UT

Sa 14.10., 20.00 Uhr Kupferbau HS 24