„FREIRÄUME WAGEN“ – FILMEMACHERINNEN AUS DEM ARABISCH-PERSISCHEN RAUM


Samstag, 9. September 2017, 11.00 – 18.00 Uhr, MARTA Herford

In Kooperation mit Marta Herford - Museum für Kunst, Architektur, Design (www.marta-herford.de)
Begleitend zur Ausstellung „Zwischen Zonen“ werden einmalig Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme von Regisseurinnen aus unterschiedlichen arabischen und persischen Ländern gezeigt. Die künstlerisch anspruchsvollen und innovativen Filme gewähren einen Einblick in die verschiedenen Lebens- und Erfahrungswelten von Frauen im östlichen arabischen Raum Mashreq und im westlichen Maghreb sowie im persischen Raum: Es geht um Frauen in ihren Gesellschaften und ihre Identität, um die Möglichkeiten individueller Freiheit und die Überschreitung gesellschaftlicher Grenzen.

 

11:00 Uhr
As I open my eyes | Kaum öffne ich die Augen
Ein Spielfilm von Leyla Bouzid
Tunesien 2015, 102 Min., Originalfassung (Arabisch) mit deutschen Untertiteln

Sommer 2010. Farah hat gerade mit Bestnoten das Abitur abgeschlossen. Die Familie feiert und allen
scheint klar: Das Kind wird Medizin studieren. Allen außer ihr, denn ihre Leidenschaft gilt der Musik, sie singt in einer Rock-Band, schreibt kritische Songtexte, Musikwissenschaft wäre da als
Studium naheliegender. Doch vorerst will sie vor allem eines: leben – atmen – selbst bestimmen –
ausbrechen. Sie geht aus, probt mit ihrer Band für erste Auftritte, fängt mit Borhène, einem
Bandmitglied, eine Liebesbeziehung an.
Regisseurin Leyla Bouzid (Tunis, 1984) führt in ihrem ersten Spielfilm in die Zeit kurz vor der Revolution 2011 und portraitiert eindrücklich eine junge Frau in Tunis, die gegen männliche Strukturen Sturm läuft, abhebt und auf den Boden der Realität fällt. Ein explosiver Film.

Preise (Auswahl)
Mostra de Venezia 2015, Giornati degli Autori: Publikumspreis & Europäischer Kinopreis
Dubai IFF 2015: Bester Spielfilm
Carthage FF 2015: FIPRESCI-Preis, TV5-Preis
Festival International de Namur 2015: Bayard d’or für das beste Erstlingswerk


13:00 Uhr
Sonita

Ein Dokumentarfilm von Rokhsareh Ghaem Maghami
Iran/Schweiz/Deutschland 2015, 91 Min., Originalfassung (Persisch, Englisch) mit deutschen Untertiteln

Wenn die 18-jährige Sonita es sich aussuchen dürfte, dann wäre Michael Jackson ihr Vater und Rihanna ihre Mutter. Sonita stammt aus Afghanistan und lebt als Flüchtling ohne Papiere in Teheran. Ihr sehnlichster Wunsch: eine berühmte Rapperin zu werden. Unterstützung findet sie in einer sozialen Einrichtung bei der Überwindung der Fluchttraumata und bei der Planung ihrer Zukunft. Doch dann soll das Mädchen auf Wunsch ihrer Familie zurück nach Afghanistan, um zu heiraten. Sonita kämpft um ihre Zukunft, um Selbstbestimmung und um ihren Pass. Auch die iranische Filmemacherin muss sich entscheiden: Bleibt sie neutrale Beobachterin oder greift sie aktiv in Sonitas Schicksal ein? Ein facettenreicher, packender Film über den Mut, der eigenen Stimme zu folgen.

Preise (Auswahl)
Sundance Film Festival 2016: Großer Preis der Jury und Publikumspreis
International Documentary Film Festival Amsterdam 2015: Publikumspreis und Preis der Jugendjury


15:00 Uhr
Wolf and Sheep

Ein Spielfilm von Shahrbanoo Sadat
Afghanistan/Dänemark/Frankreich/Schweden 2016, 86 Min., Originalfassung (Hazaragi) mit deutschen Untertiteln

In einer entlegenen Region in den Bergen von Afghanistan glauben die Menschen an die Geschichten, die sie selber erfinden, um die Mysterien des Lebens und der Welt zu erklären. Man weiß gar nicht, was man mehr bewundern soll, die wilde Schönheit der Landschaft oder die zarten Beziehungen der Kinder, die mitten in ihr aufwachsen. Die Mädchen und Buben hüten die Schafe und üben mit ihren selbst gebastelten Steinschleudern. Vor allem wollen sie die Wölfe vertreiben.
Die junge Regisseurin Shahrbanoo Sadat will uns aber nicht einfach in eine idyllische Dorfgemeinschaft entführen, sondern sie zeigt das Dorfleben, wie sie es kennt. Die Beziehungen im Alltag hier sind von Tratsch und kleinen Konflikten geprägt, das Leben ist hart und einfach, und jeder Tag bringt seine Bürde mit sich.
Die gerade mal 26-jährige Filmemacherin zeichnet bei diesem bewegenden Film nicht nur für Regie und Drehbuch, sondern hat ihn auch gleich selbst produziert. Damit widerspricht sie dem Klischee des sozial im Mittelalter stehen gebliebenen Landes, in dem Frauen weder etwas zu sagen noch zu träumen haben.

Preise (Auswahl)
Festival de Cannes 2016, Quinzaine des Réalisateurs: Art Cinema Award für den besten Film


16:30 Uhr
Kurzfilme arabischer Filmemacherinnen

Aya wal bahr | Aya und das Meer
Regie: Maryam Touzani, Marokko 2016, 18 Min., Originalfassung (Arabisch) mit englischen Untertiteln
Fernsehen und sich in Träumereien vom Meer verlieren – das ist die einzige Unterhaltung für das 10-jährige Hausmädchen Aya. Gemeinsam mit ihrer an den Rollstuhl gefesselten Nachbarin sucht sie nach einem Weg, ihre Träume wahr werden zu lassen.

A very hot summer
Regie: Areej Abu Eid, Palästina 2016, 17 Min., Originalfassung (Arabisch) mit englischen Untertiteln
Die junge Regisseurin aus Gaza zeigt in bewegenden Bildern die Alltagsrealität der Menschen in ihrer vom Sommerkrieg 2014 erschütterten Heimat.

Mare Nostrum
Regie: Rana Kazkaz & Anas Khalaf, Syrien 2016, 13 Min., Originalfassung (Arabisch) mit deutschen Untertiteln
Am Ufer des Mittelmeers nähert sich ein Vater mit seiner kleinen Tochter einem Bootsanleger.

Submarine
Regie: Mounia Akl, Libanon 2016, 20 Min., Originalfassung (Arabisch) mit englischen Untertiteln
Hala weigert sich ihr Zuhause zu verlassen, während alle anderen aus der Stadt fliehen.
Ein filmisches Märchen vor dem Hintergrund der Müllkrise im Libanon.

Hadaf | Goal
Regie: Hanaa Saleh Alfassi, Saudi Arabien 2016, 19 Min., Originalfassung (Arabisch) mit englischen Untertiteln
Sarah träumt davon, eine Profi-Fußballerin zu werden. Doch in der saudischen Gesellschaft gilt Fußball als männliche Sportart. Wird sie es schaffen, sich durchzusetzen?