Alle Filme in der Übersicht


Panorama


ALGERIEN


NARDJES A.
Ein Dokumentarfilm von Karim Aïnouz

Frühjahr 2019: Auf der Suche nach seinen Wurzeln reist der brasilianische Regisseur Karim Aïnouz nach Algerien. Im Geburtsland seines Vaters erlebt er die Proteste gegen eine fünfte Amtszeit des Präsidenten Bouteflika hautnah mit und fasst den Entschluss die gewaltfreien Proteste in Algier zu dokumentieren. Er begleitet die Aktivistin Nardjes am 8. März 2019, dem internationalen Frauentag, zeigt sie Parolen skandierend auf einer Großdemonstration und tanzend im Club. Die Kamera ist immer dabei. Stellvertretend für eine neue, politisch engagierte Generation, zeichnet Aïnouz das Bild einer Jugend, die selbstbewusst gegen Korruption und für eine demokratische Zukunft Algeriens auf die Straße geht, für dessen Unabhängigkeit bereits ihre Eltern und Großeltern kämpften. „Ich wollte unbedingt über die Hoffnung und die Freude sprechen, auf die ich dort getroffen bin. Da war ein Silberstreif Hoffnung am Horizont der jungen Generation. Ich fand, dass dies aufgenommen werden sollte. So entstand der Film“, erklärte Aïnouz bei der Premiere seines Films auf der Berlinale 2020.

Algerien, Deutschland, Frankreich, Brasilien, Katar 2020, 80 Min., Originalfassung (Arabisch, Französisch, Tamazight) mit engl. UT

So 4.10., 19.00 h, Linden-Museum Stuttgart
So 4.10., 18.00 h, d.a.i. Tübingen


MY ENGLISH COUSIN
Ein Dokumentarfilm von Karim Sayad

2001 erreicht Fahed das Vereinigte Königreich, den Kopf voller Träume. 2018, angesichts einer Midlife-Krise, muss er nun eine Entscheidung treffen. Wird er sich weiterhin beugen, und 50 Stunden lang zwischen Dönerladen und Fabrik arbeiten, oder wird er nach Algerien zurückkehren, einem Land, aus dem er in der Hoffnung geflohen ist, sich ein besseres Leben zu ermöglichen? Filmemacher Karim Sayad porträtiert in My English Cousin seinen eigenen Cousin Fahed und erzählt eine sensibel beobachtete Migrationsgeschichte aus der Perspektive von jemandem, der zurück will. My English Cousin feierte seine Weltpremiere 2019 in Toronto.

Schweiz, Algerien, Katar 2019, 82 Min., Originalfassung (Arabisch, Englisch) mit dt. UT

Di 6.10., 18.00 h, Kino Delphi Stuttgart
Mi 7.10., 20.00 h, Kino Atelier Tübingen


IRAK


BAGHDAD IN MY SHADOW
Ein Spielfilm von Samir

London, kurz vor Weihnachten: Die willensstarke Architektin Amal ist vor ihrem Ex-Mann auf der Flucht und arbeitet im Café Abu Nawas. Das Café gehört einem kurdischen Aktivisten und ist ein beliebter Treffpunkt für Exil-Iraker. Ihre Freunde, der Dichter Taufik und der IT-Spezialist Muhanad, kommen fast täglich vorbei. Taufik kümmert sich um seinen Neffen Nasseer, muss aber machtlos dabei zusehen, wie sich dieser unter dem Einfluss des radikal-islamistischen Predigers Yassin zunehmend verändert. Muhanad wiederum verließ Bagdad erst vor kurzem, um der Bedrohung zu entkommen, der Homosexuelle dort ausgesetzt sind. Die kleine Gemeinschaft gerät in Gefahr, als Amals Ex-Mann in London auftaucht und zugleich Scheich Yassin Nasseer dazu verführt, gegen die „Gottlosen“ im Café Abu Nawas vorzugehen.
Nach seinem letzten Erfolg, dem Dokumentarfilm Iraqi Odyssey, kehrt der irakisch-schweizerische Regisseur Samir zurück mit einem Drama, das unter die Haut geht. Baghdad in my shadow lief 2019 in Locarno, gewann 2020 den Publikumspreis bei den Solothurner Filmtagen und den Schweizer Filmpreis für den besten Schnitt.

Schweiz, Deutschland, UK 2019, 108 Min., Originalfassung (Arabisch) mit dt. UT

Sa 3.10., 20.00 h, Kino Atelier Tübingen
So 4.10., 18.00 h, Kino Delphi Stuttgart

Regisseur Samir anwesend


HAIFA STREET
Ein Spielfilm von Mohanad Hayal

2006 wird Bagdad von religiös motivierten Gewaltexzessen heimgesucht. Die Haifa-Straße ist das Epizentrum des Konflikts und eines der gefährlichsten Orte in der Hauptstadt.
Ahmed kehrt nach 20 Jahren in den USA zusammen mit den amerikanischen Truppen in sein Heimatland zurück. Als er die Gräueltaten im Gefängnis Abu Ghraib entdeckt, beginnt er, sie mit seiner Videokamera zu dokumentieren. Er möchte seine alte Liebe Suad heiraten, in der Hoffnung, sie und ihre Tochter in die USA bringen zu können. Nun ist er auf dem Weg zu Suad, um bei der Familie um ihre Hand zu bitten. Als er von einem Taxi in der Haifa-Straße abgesetzt wird, wird er von Salam, einem jungen Scharfschützen angeschossen, der - gequält von Angst und Visionen - auf einer Dachterrasse seine persönliche Hölle erlebt.
Haifa Street ist Mohanad Hayals Regiedebüt, wurde 2019 in Busan, dem größten Filmfestival Asiens, als bester Film ausgezeichnet und lief beim Göteborg Filmfestival im Wettbewerb.

Irak, Katar 2019, 77 Min., Originalfassung (Arabisch) mit engl. UT

Sa 3.10., 20.00 h, Linden-Museum Stuttgart
Fr 9.10., 20.00 h, d.a.i. Tübingen


LIBANON

ES WAR EINMAL BEIRUT - Eine Stadt im ständigen Wiederaufbau


1982
Ein Spielfilm von Oualid Mouaness

1982 wütet der Krieg im Libanon. In einer Privatschule in den Bergen am Rande Beiruts versucht der elf Jahre alte Wissam all seinen Mut aufzubringen, um Klassenkameradin Joanna endlich seine Liebe zu gestehen. Für einen Träumer wie Wissam - der lieber zeichnet als Fußball zu spielen - ist es schwer, die Reichweite der aufkommenden Gewalt zu begreifen. Doch Lehrerin Yesmine (Nadine Labaki, Schauspielerin und Regisseurin des Oscar-nominierten Dramas Kapernaum) und Lehrer Joseph (Rodrigue Sleiman) sehen die Jets am Himmel als Vorboten einer größeren Bedrohung, während sie versuchen, ihre Ängste zu verschleiern…
Regisseur Oualid Mouaness blickt in seinem Spielfilmdebüt auf den - selbst als Kind erlebten - Beginn der israelischen Invasion des Libanon und greift dieses verheerende Moment der libanesischen Geschichte aus einer anderen, bewegenden Perspektive auf.
1982 lief 2019 in Toronto und wurde mit dem NETPAC Award für den besten asiatischen Film ausgezeichnet.

Libanon, USA, Norwegen, Katar 2019, 100 Min., Originalfassung (Arabisch) mit engl. Untertiteln

Fr 2.10., 20.00 h, Linden-Museum Stuttgart
Sa 10.10., 20.00 h, d.a.i. Tübingen


BEIRUT TERMINUS
Ein kreativer Dokumentarfilm von Elie Kamal

Ausgehend vom ausrangierten Eisenbahnnetz und seiner verlassenen Infrastruktur, erzählt Beirut Terminus die Geschichte des Libanon und der ganzen Region. In einer kontemplativ geografischen Reise von den Grenzbahnhöfen in Richtung Beiruter Hauptbahnhof, erkundet der Film nach und nach das Land, seine Vergangenheit, seine Gegenwart und seine ungewisse Zukunft. Regisseur Elie Kamal verbindet in seinem ersten abendfüllenden Film persönliche und historische Gegebenheiten und führt uns durch die postapokalyptischen Landschaften seiner Heimat, auf der Suche nach einem Terminus, einem latenten Endpunkt in dieser ewig zerrütteten Region.
Beirut Terminus erhielt auf dem Cairo International Film Festival 2019 den Arab Cinema Center Award für den besten nicht-fiktiven Film.

Libanon 2019, 82 Min., Originalfassung (Arabisch) mit engl. Untertiteln

Do 8.10., 18.00 h, Württ. Kunstverein Stuttgart
Fr 9.10., 16.00 h, d.a.i. Tübingen


WEST BEYROUTH
Ein Spielfilm von Ziad Doueri

Tarek lebt mit seinen Eltern Mitte der siebziger Jahre in West-Beirut und besucht die französische Schule im christlichen Osten. Am liebsten geht er zusammen mit seinem Freund Omar und dessen Super-8-Kamera auf Entdeckungsreise. Da bricht der Bürgerkrieg aus. Dass nun die Schule auf der anderen Seite der geteilten Stadt für ihn unerreichbar ist, freut Tarek jedoch mehr, als dass es ihn beunruhigt. Bald lernen er und Omar die Christin May kennen. Die drei haben die gleichen Interessen und suchen dieselben Vergnügungen wie alle Jugendlichen ihres Alters. In der Grenzzone zwischen West und Ost erleben Tarek, Omar und May was es heißt, im geteilten Beirut zu leben. West Beyrouth ist eine bewegende Chronik des Erwachsenwerdens und darüber hinaus ein besinnlicher Film zum Thema der Grenzüberwindung, der politischen, religiösen wie der kulturellen Grenzen.
West Beyrouth wurde u.a. in Cannes, Karthago, Toronto, Valladolid und Fribourg ausgezeichnet.

Libanon 1998, 105 Min., Originalfassung (Arabisch) mit dt. Untertiteln

Fr 2.10., 20.00 h, d.a.i. Tübingen


LOST PARADISE
Ein Dokumentarfilm von Reine Mitri

„Ich lebe in Beirut, einer Stadt, in der Erinnerung durch den immerwährenden Wiederaufbau gehindert wird. Ständig werde ich von der Angst vor dem Verlust heimgesucht, dem Verlust von Spuren der Liebsten und den Orten des persönlichen und kollektiven Gedächtnisses. Angefangen mit Bildern meines verstorbenen Mannes begebe ich mich auf eine Reise in die Vergangenheit, filme meine Mutter und meine Kindheitsorte, gedenke meines Vaters und beschäftige mich mit Beiruts historischen Epochen und der entfremdenden Gegenwart der Stadt. Indem ich intime und öffentliche Räume und Zeiten, Vergangenheit und Gegenwart verflechte, frage ich mich, ob ich – angesichts des Verlustes – durch die filmische Spurensuche Trost finden könnte.“
Reine MitriLost Paradise lief beim FIDBA Argentinien und beim Jihlava Film Festival in Tschechien.

Libanon 2017, 61 Min., Originalfassung (Arabisch) mit engl. Untertiteln

Sa 3.10., 16.00 h, d.a.i. Tübingen


MAROKKO


ZANKA CONTACT
Ein Spielfilm von Ismael El Iraki

In der Hölle Casablanca entfacht ein Autounfall eine leidenschaftliche Liebesgeschichte zwischen dem ehemaligen Rocker Larsen und der Prostituierten Rajae. Ein unausgesprochenes Trauma ist ihre gemeinsame Geschichte, Rock 'n' roll ihre gemeinsame Rettung. Larsens mit Schlangenhaut bedeckte Gitarre und Rajaes gefühlvolle Goldstimme könnten das Paradies sein, stünden ihnen nur nicht drogeninduzierte Visionen und brutale Zuhälter im Weg. Die einzige Hoffnung für ihre Romanze ist, diese wilde Stadt zu verlassen. Gibt es einen Ausweg aus dieser verrückten Unterwelt mit ihren sadistischen Bullen, giftigen Schlangen und Metal-Konzerten? Für Rajae und Larsen liegt die Antwort vielleicht in einem Song – dem, den sie zusammen geschrieben und geträumt haben: Zanka Contact.
Ismael El Irakis Debütfilm Zanka Contact feierte seine Weltpremiere im September 2020 bei den Filmfestspielen in Venedig und gewann den Orizzonti Award für die beste Schauspielerin (Starsängerin Khansa Batma).

Marokko, Frankreich 2020, 120 Min., Originalfassung (Arabisch, Englisch, Französisch) mit engl. Untertiteln

Sa 3.10., 18.00 Uhr, Kino Delphi Stuttgart
Di 6.10., 20.00 Uhr, Kino Atelier Tübingen


ADAM
Ein Spielfilm von Maryam Touzani

In den schmalen Gassen von Casablancas Altstadt betreibt die Witwe Abla eine Bäckerei. Als Mutter der achtjährigen Warda hat sie jeden Tag genug Arbeit am Hals. Sie ahnt nicht, dass sich ihr Leben für immer verändern wird, als ihre Routine eines Tages von einem Klopfen durchbrochen wird. Vor der Haustür steht Samia, eine hochschwangere junge Frau, die nach einem Schlafplatz fragt und dafür ihre Hilfe in Haushalt und Bäckerei anbietet. Abla will mit der Fremden nichts zu tun haben. Die kleine Warda aber schließt die Unbekannte sogleich ins Herz…
Adam, der erste Spielfilm der marokkanischen Regisseurin und Drehbuchautorin Maryam Touzani, erzählt von weiblicher Solidarität unter schwierigen Bedingungen – in der Hauptrolle die marokkanische Starschauspielerin Lubna Azabal – und feierte 2019 seine Premiere in Cannes.

Marokko 2019, 100 Min., Originalfassung (Arabisch, Französisch) mit dt. Untertiteln

Mo 5.10., 16.45 Uhr, Kino Kamino Reutlingen
Mo 5.10., 18.00 Uhr, Kino Delphi Stuttgart


IN YOUR EYES I SEE MY COUNTRY
Ein Dokumentarfilm von Kamal Hachkar

Neta Elkayam und Amit Haï Cohen leben in Jerusalem. Zusammen gründeten sie eine Band, in der sie ihr gemeinsames jüdisch-marokkanisches Musikerbe überarbeiten und neu gestalten. Im Leben wie auf der Bühne setzen sie sich mit dieser Identitätsdualität auseinander: ein Versuch, die von ihren Eltern getragenen Wunden des Exils zu heilen. In your Eyes, I see my country porträtiert ihre Reise nach Marokko. Von einer musikalischen Begegnung zur nächsten verändern sie ihre Wahrnehmung, wer sie sind und wer sie werden wollen, zusammen mit dem Bestreben, Brücken mit der Heimat ihrer Vorfahren zu festigen.

Marokko 2019, 75 Min., Originalfassung (Arabisch, Hebräisch) mit engl. Untertiteln

Do 8.10., 19.00 Uhr, Tübinger Musikschule
Do 8.10., 20.00 Uhr, Theater am Olgaeck Stuttgart


PALÄSTINA


GAZA, MON AMOUR
Ein Spielfilm von Tarazan und Arab Nasser

Gaza, heute: Issa, um die 60, lebt als Fischer im Hafen von Gaza. Heimlich ist er in die geschiedene Marktverkäuferin Siham (Hiam Abbass) verliebt. Eines Tages findet Issa in seinem Fischernetz eine Bronze-Statue des olympischen Gottes Apollo mit einem imposanten, erigierten Penis. Dieser Fund ist nur der Anfang vieler Scherereien. Denn der Gott der männlichen Schönheit wirbelt in der Folge Issas Leben und das der Menschen um ihn herum gehörig auf …
Die Tragikomödie Gaza, mon amour feierte seine Weltpremiere im September bei den diesjährigen Filmfestspielen in Venedig in der Sektion Orrizonti und läuft ebenso in Toronto.

Palästina, Frankreich, Deutschland, Portugal 2020, 87 Min., Originalfassung (Arabisch) mit engl. Untertiteln

Do 1.10., 20.00 Uhr, Kino Delphi Stuttgart
Fr 2.10., 20.00 Uhr, Kino Atelier Tübingen

Eröffnungsfilm
Regisseure Tarazan und Arab Nasser anwesend


LETTER TO A FRIEND
Ein Essayfilm von Emily Jacir

Letter to a friend verwebt Bilder, Texturen, Bewegungen, Spuren und Geräusche aus über einem Jahrhundert und erzählt detailgetreu die Geschichte eines Wohnhauses und einer Straße in Bethlehem, Palästina. Erinnerungen an die blutigen Kämpfe zwischen Israel und Palästina treten hier an die Seite intimer Notizen an den Freund in der Ferne – den israelischen Architekten Eyal Weizman.
Die palästinensisch-amerikanische Künstlerin und Filmemacherin Emily Jacir, geboren 1972 in Bethlehem, untersucht kollektive Bewegungen im öffentlichen Raum und ihre Auswirkungen auf die physische und soziale Erfahrung. In ihrem bewegenden Brieffilm verbindet sie zeitgeschichtliche mit persönlichen Beobachtungen.

Fr 2.10., 17.00 Uhr, d.a.i. Tübingen


THE JOURNEY OF THE OTHERS
Ein Dokumentarfilm von Jaime Villareal Izquierdo

Im Freedom Theatre im Flüchtlingslager Jenin (Westjordanland) braut sich die nächste Intifada zusammen. Eine Gruppe mutiger Theaterschauspieler riskiert jeden Tag ihr Leben, um sich den Traum zu erfüllen, welchen sie nicht aufgeben wollen: Ihr Stück in New York zu zeigen. Theater und Kunst sind das Herz des friedlichen kulturellen Widerstands.
Auch in Tübingen gastierte das Freedom Theatre 2009 unter der Leitung seines Gründers Juliano Mer-Khamis, der 2011 in Jenin ermordet wurde.

Palästina, Chile 2019, 74 Min., Originalfassung (Arabisch, Englisch) mit engl. Untertiteln

Mo 5.10., 20.00 Uhr, Theater am Olgaeck Stuttgart
Sa 10.10., 16.00 Uhr, d.a.i. Tübingen


SAUDI ARABIEN


LAST VISIT   AKHER ZIYARAH
Ein Spielfilm von Abdulmohsen Aldhabaan

Nasser und sein Sohn Walid sitzen im Auto auf dem Weg zu einer Hochzeit, als Nasser erfährt, dass sein Vater im Sterben liegt. Kurzerhand ändert er seine Pläne und sie machen sich auf in sein Heimatdorf. Gespräche zwischen dem Vater und dem pubertären Sohn finden praktisch immer nur während der gemeinsamen Autofahrten statt und offenbaren sofort eine gestörte Kommunikation. Im Dorf angekommen, begegnen sie vielen Menschen und Situationen. Doch als Walid mit den strengen Bräuchen der ländlichen Umgebung konfrontiert wird, wird auch die Rebellion des Teenagers immer deutlicher, bis hin zur totalen Verweigerung – selbst des Gebets. Werden Walids intensive Erfahrungen auf dem Land ihr Verhältnis zueinander verändern?
Jungregisseur Abdulmohsen Aldhabaan zeigt in seinem ersten Spielfilm , wie der Sohn mit den konservativen Traditionen Saudi-Arabiens einfach nicht zurechtkommt und entlarvt die männliche Kultur und das Patriarchat, wie er es kenne, so Aldhabaan. Obwohl im Film praktisch nur Männer vorkommen, ist fast die gesamte Crew weiblich. Last visit lief 2019 in Karlovy Vary und Marrakesch.

Saudi Arabien 2019, 76 Min., Originalfassung (Arabisch) mit engl. Untertiteln

Sa 3.10., 17.00 Uhr, Kino Kamino Reutlingen
Mo 5.10., 20.00 Uhr, Kino Atelier Tübingen
Sa 10.10., 18.00 h, Württ. Kunstverein Stuttgart


GOING SOUTH   ERTIDAD
Ein Kurzfilm von Mohammed Alhamoud

Die Frischvermählten statten der Heimatstadt des Bräutigams ihren ersten Besuch ab. Als sie bemerken, dass sie aus zwei verschiedenen Welten stammen, wird ihre Beziehung auf die Probe gestellt. Nervös und bemüht, die Zustimmung ihrer Schwiegereltern zu bekommen, trifft Ayah eine gewagte Entscheidung, während ihr Mann Nader mit den Folgen ringt.

Saudi Arabien 2019, 14 Min., Originalfassung (Arabisch) mit engl. Untertiteln

Vorfilm zu Last Visit


SYRIEN


REUNITED
Ein Dokumentarfilm von Mira Jargil

Zwei Ärzte und ihre Kinder sehen sich nach der Flucht vor dem Krieg in Syrien mit den schmerzlichen Folgen des Exils konfrontiert. Die Komplexität und Heuchelei der Verwaltung wird die Familieneinheit überfordern: Der Vater wird nach Kanada geschickt, während die Mutter darum kämpft, dass ihre Kinder, die in der Türkei gestrandet sind, zu ihr nach Dänemark kommen. Reunited, überwiegend aus der Perspektive der Mutter erzählt, ist ein ergreifender, ein notwendiger Film, und lief 2020 beim CPH:DOX, Copenhagen International Documentary Film Festival (Weltpremiere) und Visions du Réel in der Schweiz.

Syrien, Dänemark, Schweden 2020, 77 Min., Originalfassung (Arabisch, Dänisch, Englisch) mit engl. Untertiteln

Fr 2.10., 18.00 Uhr, d.a.i. Tübingen
Mi 7.10., 20.00 Uhr, Theater am Olgaeck Stuttgart


TUNESIEN


NOURA’S DREAM
Ein Spielfilm von Hinde Boujemaa

Als unabhängige Frau zieht Noura ihre drei Kinder allein auf und arbeitet in der Wäscherei eines Krankenhauses, um über die Runden zu kommen. Während ihr Mann Sofiane im Gefängnis sitzt, trifft sie Lassad, die Liebe ihres Lebens. Gezwungen, ihre Beziehung zu verbergen – würde sie entdeckt, drohten ihnen fünf Jahre Haft – beantragt Noura die Scheidung, doch nur wenige Tage bevor sie bewilligt wird, gerät der Traum der Liebenden von einem gemeinsamen Leben durch Sofianes bevorstehender Freilassung in weite Ferne, denn das Gesetz sieht vor, dass Noura zu einer scheinbaren Normalität zurückkehrt - die es für sie längst nicht mehr gibt.
Noura’s dream, der erste Spielfilm der tunesischen Regisseurin Hinde Boujemaa, lief 2019 in Toronto und San Sebastián.

Tunesien, Katar, Belgien, Frankreich 2019, 92 Min., Originalfassung (Arabisch) mit engl. Untertiteln

So 4.10., 20.00 Uhr, Kino Atelier Tübingen
Mi 7.10., 18.00 Uhr, Kino Delphi Stuttgart


NO. YES     LA. NAAM
Ein Dokumentarfilm von Mahmoud Jemni

Die Dokumentation erzählt die Geschichte einer jungen schwarzen Absolventin aus Gabès, einer Stadt im Südosten Tunesiens, die nach Hause zurückkehrt und entschlossen ist, ihr Wissen für ihr Land einzusetzen. Doch sie wird mit diskriminierenden Haltungen konfrontiert, die gegen die religiösen Gebote und die politischen Entscheidungen ihres Landes verstoßen. Der Film folgt auch anderen Protagonist*innen aller Altersgruppen, Generation und sozialer Herkunft: u.a. eine gewählte Volksvertreterin, eine Verbandsvertreterin, ein Soziologe und ein Psychiater. No. Yes befasst sich mit der Frage des Rassismus in der tunesischen Gesellschaft und untersucht die historischen, geographischen, wirtschaftlichen, kulturellen, psychologischen und sozialen Aspekte dieses weltweiten Übels. Eine vehemente Anklage gegen Rassismus, aus der Perspektive und Analyse starker, bewegender und überzeugender Persönlichkeiten. Ein brisantes hochaktuelles Thema.

Tunesien 2020, 75 Min., Originalfassung (Arabisch, französisch) mit engl. Untertiteln

Di 6.10., 20.00 Uhr, Theater am Olgaeck Stuttgart
Sa 10.10., 18.00 Uhr, d.a.i. Tübingen


VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE


SCALES   SAYIDAT AL BAHR
Ein Spielfilm von Shahad Ameen

Das junge Mädchen Hayat lebt in einem armen Fischerdorf, das eine dunkle Tradition hat: Jede Familie muss den Meerjungfrauen-ähnlichen Meerestieren, die in den nahen Gewässern leben, eine Tochter opfern. Damit soll sichergestellt werden, dass für das Dorf weiterhin genug Fischfang vorhanden ist. Als Hayats Vater sich weigert, nimmt das Thriller-Drama seinen Lauf.
Scales ist eine feministische Parabel in einer dystopischen Landschaft. Der Debütfilm der saudi-arabischen Filmemacherin Shahad Ameen, die ihn ebenso geschrieben und inszeniert hat, wurde in Oman gedreht. Seine Weltpremiere feierte der Film bei den Filmfestspielen in Venedig im September 2019, wo er mit dem Verona Film Club Award ausgezeichnet wurde.

VAE, Saudi Arabien, Irak 2019, 74 Min., Originalfassung (Arabisch) mit engl. Untertiteln

Do 1.10., 20.30 Uhr, Kino Atelier Tübingen
Fr 2.10., 18.00 Uhr, Kino Delphi Stuttgart
Di 6.10., 17.00 Uhr, Kino Kamino Reutlingen


★★★

ARAB WORLD SHORTS - Neue Arabische Kurzfilme


Filmauswahl aus verschiedenen Ländern 2019/2020, 120 Min., Originalfassung (Arabisch) mit engl. Untertiteln

THE PRESENT
von Farah Nabulsi, Palästina/USA 2019, 25 Min.

SO WHAT IF THE GOATS DIE
von Sofia Alaoui, Marokko/F 2020, 23 Min.

OME
von Wassim Geagea, Libanon 2019, 17 Min.

CLEBS
von Halima Ouardiri, Marokko/Kanada 2020, 18 Min.

A HANDFUL OF DATES
von Hashim Hassan, Sudan/USA 2019, 15 Min.

HENET WARD
von Morad Mostafa, Ägypten 2020, 23 Min., OmeU

So 4.10., 11.30 Uhr, Kino Kamino Reutlingen
So 4.10., 20.00 Uhr, d.a.i. Tübingen


★★★

Arabische Welten


PARIS STALINGRAD
Ein Dokumentarfilm von Hind Meddeb

Paris, "la ville lumière“, die Stadt des Lichts im Sommer 2016: Filmemacherin Hind Meddeb und ihr Co-Regisseur Thim Naccache richten ihre Kameras auf ein Gebiet, das von den meisten Touristen nicht besucht wird: die Straßen des Bezirks Stalingrad, wo Geflüchtete in provisorischen Lagern unter freiem Himmel leben. Der Film folgt insbesondere Souleymane, einem Heranwachsenden aus Darfur. Auf den ma¨nnlich gepra¨gten Alltag mit seinem administrativen Labyrinth, den willku¨rlichen Polizeirazzien und dem unendlichen Wiederaufbau der Camps antwortet Souleymane mit Poesie.
In diesem Kampf um Anerkennung organisiert sich derweil – von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen – ein Kollektiv aus Geflu¨chteten und Aktivist*innen, die sich um die Verteidigung der Menschenrechte, aber auch um kurzfristige Notlo¨sungen und Essensausgaben ku¨mmern. Paris Stalingrad zeigt die absolute Überförderung der Behörden und führt uns die Schattenseiten der beliebten Weltmetropole vor Augen.

Frankreich 2019, 86 Min., Originalfassung (Französisch, Arabisch, Englisch) mit dt. Untertiteln

Sa 3.10., 17.30 Uhr, d.a.i. Tübingen
So 4.10., 17.00 Uhr, Kino Kamino Reutlingen


JADDOLAND
Ein Dokumentarfilm von Nadia Shihab

Filmemacherin Nadia Shihab kehrt in ihre Heimatstadt im texanischen Panhandle zurück. Ihre Mutter, Lahib Jaddo, ist Künstlerin und wurde im Nordirak als Tochter turkmenischer Eltern geboren. Nadia weiß, wie sehr sie durch ihre Mutter in ihrem Verständnis von Heimat und Identität geprägt wurde. Gleichzeitig spürt sie Widerstand gegen diese Prägung und empfindet den Drang, sich selbst ein Bild zu machen. Sie beginnt den Prozess umzukehren. Als Kind musste sie häufig Modell stehen für ihre Mutter. Nun beginnt sie, ihre Mutter zu filmen und erkundet über einen Zeitraum von fünf Jahren die Auswirkungen der Diaspora auf das zunehmend isolierte Leben ihrer Mutter sowie auf die Schönheit und den Trost, die durch ihren kreativen Prozess entstehen. Jaddoland – so hat die Mutter das Haus mit Atelier und großem Garten genannt – erforscht die Bedeutung von Heimat und die Suche nach Zugehörigkeit über Generationen hinweg.
Jaddoland wurde 2019 beim Austin Film Festival (beste Dokumentation), dem San Diego Asian Film Festival (Spezialpreis der Jury) ausgezeichnet und bekam einen Preis bei den Independent Spirit Awards.

USA 2018, 90 Min., Originalfassung (Englisch, Arabisch, Turkmenisch) mit engl. Untertiteln

So 4.10., 16.00 Uhr, d.a.i. Tübingen


★★★

Shubbak – Fenster zur Islamischen Welt


THERE IS NO EVIL     DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT
Ein Spielfilm von Mohammad Rasoulof

Heshmat ist ein vorbildlicher Ehemann und Vater, jeden Morgen bricht er sehr früh zur Arbeit auf. Wohin fährt er? Pouya kann sich nicht vorstellen, einen anderen Menschen zu töten, trotzdem bekommt er den Befehl. Kann es einen Ausweg für ihn geben? Javad besucht seine Freundin Nana um ihr einen Heiratsantrag zu machen. Doch dieser Tag hält für beide noch eine andere Überraschung bereit. Bahram ist Arzt, darf aber nicht praktizieren. Als ihn seine Nichte Darya aus Deutschland besucht, beschließt er, ihr den Grund für sein Außenseiterdasein zu offenbaren.
Vier Geschichten über Menschen, deren Leben vor existenziellen Herausforderungen stehen. Sie werfen die Fragen auf, wie integer ein Mensch in einem absolutistische Regime bleiben, welche moralische Schuld er ertragen kann, ohne zu zerbrechen, und zu welchem Preis es gelingt, die individuelle Freiheit zu bewahren.
There is no evil war der Gewinner der 70. Berlinale 2020 (Goldenen Bär) und wurde zudem mit dem Gilde-Preis der AG Kino-Gilde und dem Preis der ökumenischen Jury ausgezeichnet.

Iran, Deutschland, Tschechische Republik 2020, 150 Min., Originalfassung (Farsi) mit dt. Untertiteln

Sa 3.10., 11.30 Uhr, Kino Kamino Reutlingen


★★★

Global South – Together for a better world


THE GREAT GREEN WALL
Ein Dokumentarfilm von Jared P. Scott

Es ist eines der ehrgeizigsten Klima-Projekte der Welt: Quer über den afrikanischen Kontinent wird ein 8.000 Kilometer langer Gürtel aus Bäumen gepflanzt, der die Ausbreitung der Wüste aufhalten und Millionen von Menschen Nahrung, Arbeitsplätze und eine Zukunft bringen soll. Entlang dieser noch lückenhaften grünen Mauer reist die malische Sängerin Inna Modja zu den Menschen im Senegal, in Mali, Nigeria und Äthiopien. Sie spricht mit ihnen über ihre Ängste, Träume und Hoffnungen in einer Sprache, die schon immer die afrikanische Kultur bestimmt hat: der Musik. So entspinnt der Film in einer kollektiven melodischen Collage den Soundtrack der „Great Green Wall“.
In seinem faszinierenden Dokumentarfilm erzählt Jared P. Scott eine rhythmische Geschichte von Optimismus, Solidarität und Entschlossenheit und offenbart eine neue afrikanische Generation, die bereit ist, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und dem Klimawandel den Kampf anzusagen. Der Film entstand mit Unterstützung der Vereinten Nationen.

Vereinigtes Königreich 2019, 92 Min, Originalfassung (Englisch, Französisch, Bambara, Tigrinisch, Hausa) mit dt. Untertiteln

Mi 7.10., 19.00 Uhr, Tübinger Musikschule


DISCOUNT WORKERS
Ein Dokumentarfilm von Christopher Patz, Ammar Aziz

Saeeda Khatoons hat 2012 ihren Sohn bei einem Fabrikbrand in Karatschi (Pakistan) verloren, bei dem 258 Menschen ums Leben kamen. Nun kämpft sie nicht nur um Gerechtigkeit für ihren Sohn, sondern auch für würdige Arbeitsbedingungen für Tausende von Arbeiter*innen der Textilbranche. Saeedas Wandlung von der Hausfrau zur einflussreichen Aktivistin bringt sie ins Zentrum einer von Männern dominierten Arbeiterbewegung. Die Reise des Films entlang der Lieferkette der Modeindustrie zeigt, dass der Wandel tatsächlich von jenen am Ende der Kette kommen kann. und diese einen gesetzlichen Rahmen für umwelt-, arbeits- und menschenrechtliche Standards einhalten könnte, um sich der globalen Verantwortung zu stellen.

Deutschland, Pakistan 2020, 70 Min., Originalfassung (Urdu, Englisch, Deutsch) mit dt. Untertiteln

Fr 9.10., 18.00 Uhr, d.a.i. Tübingen


★★★

Special: Rassismus


COPWATCH
Ein Dokumentarfilm von Camilla Hall

Das Thema Polizeibrutalität in den USA hat in den letzten Jahren aufgrund einer Reihe bekannt gewordener Morde an jungen afroamerikanischen Männern durch Strafverfolgungsbeamte neue Dringlichkeit erfahren. Camilla Halls Dokumentarfilm Copwatch erzählt die Geschichte von WeCopwatch, einer Organisation, deren Aufgabe es ist, Polizeiaktivitäten zu filmen. Der Film stellt die wichtigsten Mitglieder von WeCopwatch vor, einschließlich Ramsey Orta, der Eric Garners letzte Worte auf einem Handy während Garners Verhaftung auf Staten Island und dem anschließenden Tod gefilmt hat, das Demonstranten und Aktivisten landesweit auf die Straße gehen ließ. Filmen als gewaltfreie Form des Protests und als Abschreckung gegen Polizeibrutalität.

USA 2017, 99 Min, Originalfassung (Englisch)

Sa 3.10., 20.00 Uhr, d.a.i. Tübingen


MONANGAMBEEE
Ein Kurzfilm von Sarah Maldoror

„Monangambeee“ lautete ein Ausruf, mit dem Aktivist*innen des antikolonialen Befreiungskampfs in Angola Dorfversammlungen einberiefen. Der Kurzfilm handelt von der portugiesischen Arroganz gegenüber der angolanischen Kultur. Die Filmemacherin nahm sich einer Novelle von José Luandino Vieira an, in der es um einen politischen Häftling geht, und drehte einen Film über Erniedrigung, Solidarität und Widerstand.

Algerien 1969, 16 Min., Originalfassung (Französisch) mit dt. Untertiteln

Vorfilm von Copwatch


NOW!
Ein Kurzfilm von Santiago Álvarez

Now - geschnitten zum gleichnamigen Song von Lena Horne - entstand 1965 als Anklage gegen die rassistischen Ausschreitungen in den USA und erhielt in Leipzig den Hauptpreis.

Kuba 1965, 5 Min., ohne Dialog

Vorfilm von Copwatch