SPEZIAL: JÜDISCHES LEBEN IN DER ARABISCH-ISLAMISCHEN WELT - GESCHICHTE, KULTURELLES ERBE UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVE
Eine Film- und Veranstaltungsreihe im Rahmen der
Feierlichkeiten „1700
Jahre jüdisches Leben in Deutschland“
gefördert durch den Innovationsfonds Kunst des Ministeriums für
Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Mit dieser Veranstaltungsreihe möchten wir uns dem Judentum aus verschiedenen Blickwinkeln nähern und das Publikum über das kulturelle Erbe, die Geschichte des Judentums in arabisch-islamischen Gesellschaften und über das jüdisch-muslimische Zusammenleben aufklären sowie zur Reflektion anregen. Das reichhaltige Programm mit Filmen, Konzerten, Vorträgen und Lesungen findet von Oktober bis Dezember 2021 statt und widmet sich der Erinnerungskultur, dem historischen Erbe und den Traditionen sowie den Lebenswelten von Jüdinnen und Juden in arabisch-islamischen Ländern.
In der Geschichte und Gegenwart des Judentums in der arabischen und islamischen Welt gibt es sowohl für Europäer*innen als auch für Menschen aus dem orientalischen Raum viel zu entdecken. Dynamische jüdische Gemeinden gab es zum Beispiel in Marokko, Tunesien, Ägypten, der Türkei und dem Iran. Das steigende Interesse am Erbe und dem historischen Beitrag des Judentums und der jüdischen Gemeinden zur Geschichte und Kultur der Regionen in Nahost und Nordafrika zeugt von der Wichtigkeit, jüdisches Leben als Bestandteil dortiger Gesellschaften zu begreifen. Einerseits entdecken Araber*innen zunehmend das jüdische Erbe ihrer Länder. Andererseits spüren die Nachkommen der aus arabisch-islamischen Ländern stammenden Jüdeninnen und Juden ihre eigenen Wurzeln auf und erkunden Erbe, Lebenswelten und Musik einer lange vernachlässigten Kultur, um sie mit neuen Ansätzen weiterzugeben. In der Kulturbranche erfolgt dies insbesondere im Film, in der Literatur und in der Musik.
FILMPROGRAMM
A SUMMER IN LA GOULETTE | HALK EL-WAD
Ein Spielfilm von Férid Boughedir
Im Sommer 1967 erleben drei junge
Mädchen die erste Liebe in La
Goulette, einem kleinen Küstenort in der Nähe von Tunis, in
dem Muslime, Juden und Christen seit Jahrhunderten friedlich zusammen
leben. Meriem ist Muslimin, Gigi ist Christin, Tina stammt aus einer
Familie jüdischen Glaubens. In der Freundschaft der drei 16-jährigen
tunesischen Mädchen spielt ihre Religionszugehörigkeit keine
Rolle. Ihre Väter Youssef, Giuseppe und Jojo, pflegen ebenfalls
eine lange Freundschaft. Die Mädchen, die keine von den Eltern arrangierte
Ehe wollen, geloben einander, noch vor Ende des Sommers ihre Unschuld
zu verlieren. Als die Väter erfahren, dass sich ihre Töchter
mit jungen Männern aus anderen Glaubensrichtungen einlassen, wird
die Freundschaft der drei Männer auf eine harte Probe gestellt.
Ein komödiantisch akzentuierter Film um Toleranz und Verständigung über
vermeintlich unüberwindbare religiöse Schranken hinweg.
Regsisseur Férid Boughedir inszenierte eine erfrischende Komödie über
Toleranz und das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit.
A Summer in la Goulette lief 1996 im Wettbewerb der Berlinale.
Tunesien, Frankreich, Belgien 1996, 89 Min., Originalfassung (Arabisch, Französisch) mit dt. Untertiteln
Fr 08.10., 20.00 Uhr, Theater am Olgaeck Stuttgart
So 27.02.2022, 19:30 Uhr, Kino Arsenal Tübingen
THEY WERE PROMISED THE SEA
Ein Dokumentarfilm von Kathy Wazana
In den 1960er Jahren begann ein Exodus tausender Marokkaner *innen jüdischen Glaubens nach Israel, in der Annahme ihr Land sei ihnen gegenüber feindlich gestimmt. Filmemacherin Kathy Wazana, selbst Jüdin marokkanischer Abstammung, reist in die Heimat ihrer Vorfahren und findet ein Land vor, das dem Verlust jüdischen Lebens nachtrauert. Ihre „Feinde“ heißen sie herzlich willkommen und huldigen sie als Mitbürgerin und Marokkanerin. Der bewegende Film ist eine persönliche Geschichte und zugleich ein großartig gefilmtes, poetisches und musikalisches Essay über Verlust und Nostalgie, über Hoffnung und die Möglichkeit friedlicher religiöser Koexistenz.
Kanada, Marokko 2013, 72 Min., Originalfassung (Arabisch, Deutsch) mit engl. Untertiteln
So 10.10., 19.00 h, Linden-Museum Stuttgart
Mo 28.02.2022, 18:30 Uhr, Kino Arsenal Tübingen
BUKRA FIL MISHMISH | TOMORROW WHEN THE APRICOTS BLOOM
Ein Dokumentarfilm von Tal Michael
Nach dem Tod seiner außergewöhnlichen Onkel steigt eines Tages Didier Frenkel in den Keller des gemeinsamen Hauses in Frankreich hinab und findet einen Schatz: ein altes Trickfilmarchiv aus Ägypten mit Mish-Mish Effendi, dem arabischen Pendant zu Mickey Mouse. Die Gebrüder Frenkel, Animationskünstler in Ägypten, haben dieses überraschende Kapitel in ihrem Leben unter Verschluss gehalten. Didier beginnt mit der Restaurierung der Filme und enthüllt die Geschichte vom Aufstieg und Fall dieser Pioniere der arabischen Animation. Überraschenderweise lehnt Didiers Mutter das Projekt entschieden ab.
Israel, Frankreich 2019, 74 Min., Originalfassung (Arabisch, Französisch) mit engl. Untertiteln
Do 25.11.2021, 18:00 Uhr, Kino Arsenal Tübingen (Gast Didier Frenkel)
GOODBYE MOTHERS | WADAAN OUMMAHAT
Ein Spielfilm von Mohamed Ismail
Casablanca 1960. Die jüdische Gemeinde leidet unter der Wirtschaftskrise und sieht sich verstärkt mit Übergriffen konfrontiert. Der Film zeigt mehrere Familien, die sich entscheiden müssen, ob sie in Marokko bleiben oder dem Werben der zionistischen Gesandten nachgeben sollen, in den jungen Staat Israel auszuwandern. Das Drama basiert auf dem tragischen Untergang des Schiffes Egos im Jahre 1961, bei dem 44 jüdische Auswanderer auf ihrem Weg von Marokko nach Israel ertranken.
Marokko 2007, 115 Min., Originalfassung (Französisch, Arabisch) mit engl. Untertiteln
Sa 27.11.2021, 20.00 Uhr, d.a.i. (Karlstraße 3, Tübingen)
SAMARITAN
Ein Dokumentarfilm von Julien Menanteau
Die Samaritaner sind eine ungewöhnliche Minderheit im Nahen Osten. Mit ihrem eigenständigen religiösen Status in Israel sind die Samaritaner die weltweit einzigen Inhaber einer israelisch-palästinensischen Doppelstaatsbürgerschaft. Die Samaritergemeinde, die sich auf dem Berg Gerezim im Westjordanland und in unmittelbarer Nähe der Stadt Nablus befindet, zählt heute nur noch 780 Mitglieder und ist vom Aussterben bedroht. Julien Menanteau gelingt es mit seiner sanften und einfühlsamen Kamera, ein einzigartiges Volk und eine einzigartige Kultur einer Minderheit einzufangen, die durch ihre paradoxe Identität zerrissen ist und versucht, eine Brücke zwischen Israelis und Palästinensern zu schlagen.
Frankreich 2018, 52 Min., Originalfassung (Arabisch, Hebräisch, Englisch) mit engl. Untertiteln
Sa 27.11.2021, 17:30 Uhr, d.a.i. (Karlstraße 3, Tübingen)
LIBYA: THE LAST EXODUS | LIBIA, L’ULTIMO ESSODO
Ein Dokumentarfilm
von Ruggero Gabbai
Ruggero Gabbai präsentiert in seiner Dokumentation ein bewegendes Porträt der blühenden jüdischen Gemeinde, die einst in Libyen ansässig war. Von der italienischen Kolonisierung Libyens über die Fremdherrschaft und das Zusammenleben mit der einheimischen arabischen Bevölkerung zeigt der Film das Leben der Juden, die jahrhundertelang im Land lebten, bis sie 1967 durch gewaltsame Unruhen gezwungen wurden, das Land zu verlassen und nie mehr zurückkehrten. Die Protagonisten des Films, die heute größtenteils in Italien und Israel leben, erinnern sich an ihr Leben in Libyen und bringen dabei tiefe und gemischte Gefühle zum Ausdruck: Melancholie, Traurigkeit, Sehnsucht.
Italien 2018, 65 Min., Originalfassung (Italienisch, Hebräisch) mit engl. Untertiteln
Sa 27.11.2021, 18.45 Uhr, d.a.i. (Karlstraße 3, Tübingen)
FORGET BAGHDAD: JEWS AND ARABS – THE IRAQI CONNECTION
Ein Dokumentarfilm von Samir
Jüdische Araber? Arabische Juden? Sephardim?
Mizrahim? Samir erzählt
von einer vergessenen Geschichte aus dem Nahen Osten: der Emigration
irakischer Juden nach Israel. Erst seit wenigen Jahren findet in Israel
eine Debatte statt: Orientalische Juden kritisieren ihre Instrumentalisierung
durch die europäisch geprägte Gründergeneration Israels.
Samir, selbst Kind irakischer Einwanderer in die Schweiz, befragt fünf
prominente arabische Juden irakischer Herkunft: Ella Shohat, Filmhistorikerin,
Shimon Ballas, Professor für arabische Literatur und Bürgerrechtler,
Sami Michael, Bestseller-Autor, Moshe Houri, Bauunternehmer, und Samir
Naqash, preisgekrönter Autor unveröffentlichter arabischer
Romane.
Ein historischer Essay, eine brisante Debatte und ein Grund zur Hoffnung.
Schweiz, Irak 2002, 111 Min., Originalfassung (Arabisch, Deutsch) mit dt. Untertiteln
Sa 18.12.2021, 18:00 Uhr, d.a.i. (Karlstraße 3, Tübingen)
THE FIRST 54 YEARS – AN ABBREVIATED MANUAL FOR MILITARY OCCUPATION
Ein Dokumentarfilm von Avi Moghrabi
Die militärische Besatzung der
palästinensischen Gebiete im
Westjordanland und im Gazastreifen durch Israel dauert nun schon 54 Jahre
an, ein Ende scheint nicht in Sicht zu sein. Anhand von Zeugenaussagen
von Soldaten der israelischen Armee, die im Rahmen des Projekts "Breaking
the Silence" gesammelt wurden, gibt Avi Mograbi Einblicke in die
Funktionsweise einer kolonialistischen Besatzung und die Logik, die hinter
diesen Praktiken steht.
In seinem Dokumentarfilm zeigt der israelische Regisseur Avi Mograbi,
welche katastrophalen und traumatischen Folgen die Besatzungspolitik
nicht nur für
die Palästinenser*innen, sondern auch für die israelische Gesellschaft
hat. The First 54 Years wurde auf der Berlinale 2021 uraufgeführt.
Palästina/Israel, Frankreich, Finnland, Deutschland 2021, 110 Min., Originalfassung (Hebräisch, Arabisch, Englisch) mit engl. Untertiteln
Mi 13.10., 20.00 h, Kino Arsenal Tübingen
ZIYARA
Ein Dokumentarfilm von Simone Bitton
Der Film Ziyara ist eine kontemplative Spurensuche und Entdeckungsreise: Bis in die 1950er-Jahre lebten in Marokko mehr als 300.000 Jüdinnen und Juden, darunter die Familie der Filmemacherin Simone Bitton. Sie fährt quer durch das Land ihrer Eltern, besucht Friedhöfe, Überreste jüdischer Viertel und Synagogen und spricht mit Einheimischen, die das verlassene Erbe liebevoll pflegen, über die Beziehungen zwischen Juden und Muslimen.
Marokko, Frankreich, Belgien 2020, 99 Min., Originalfassung (Arabisch, Englisch, Tamazight, Französisch) mit engl. Untertiteln
Mi 13.10., 19.00 Uhr, Theater am Olgaeck Stuttgart
Do 14.10., 18.00 h, d.a.i. Tübingen
EL GUSTO
Ein Dokumentarfilm von Safinez Bousbia
Ein außergewöhnliches
Band-Revival, eine Hommage auf religiöse
Toleranz und eine Liebeserklärung an die traditionelle algerische
Chaâbi-Musik : In ihrem preisgekrönten Debütfilm folgte
Safinez Bousbia dem 73-jährigen Gitarristen Mustafa Tahmi durch
die Gassen Algiers. Er erinnert sich an die Zeit, als jüdische und
muslimische Musiker hier noch gemeinsam den Chaâbi - eine Mischung
aus andalusischer, religiöser und Berbermusik - in den Cafés
und Bars der Altstadt von Algier, zu Hochzeiten, Beerdigungen und Festen
spielten. Durch die Wirren des Unabhängigkeitskrieges, des Bürgerkrieges
und durch das Exil auseinandergerissen, kommt die Gruppe nach über
50 Jahren wieder zusammen. Und in einem fulminanten Konzert in Marseille
zelebrieren sie nochmals ihre Leidenschaft – ihre gemeinsame Liebe
zur Musik des Chaâbi.
El Gusto lief weltweit erfolgreich auf Filmfestivals und erhielt u.a.
beim Abu Dhabi Filmfestival 2011 den Internationalen Preis der Filmkritiker
(FIPRESCI) und den Preis für die beste arabische Regisseurin.
Algerien, Irland, VAE, Frankreich, 2011, 90 Min., Originalfassung (Arabisch, Französisch) mit engl. UT
Fr 08.10., 19.00 h, Linden-Museum Stuttgart
Di 12.10., 20.00 Uhr, Tübinger Musikschule
JEWS OF EGYPT | AN YAHOUD MASR
Ein Dokumentarfilm von Amir Ramses
Wenn Elie, Gerard und Isabelle von Ägypten
erzählen, bekommen
sie leuchtende Augen. Ägypten war ihre Heimat – bis 1956,
als die Suez-Krise die ägyptischen Juden in die Emigration zwang.
Aus Landsleuten waren plötzlich Feinde geworden. In Archivaufnahmen
und Zeitzeugenberichten erinnert der Film an die friedliche Koexistenz
der Religionen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der jüdische
Einfluss gerade in der Kunstszene und in der Geschäftswelt war damals
groß.
Mit seinen ausführlichen Interviews mit vielen der Überlebenden,
von denen die meisten damals noch Kinder waren, ist Jews of Egypt ein
wichtiges historisches Dokument.
Ägypten 2012, 96 Min., Originalfassung (Arabisch) mit engl. Untertiteln
So 10.10., 15.30 h, d.a.i. Tübingen
JEWS OF EGYPT: THE END OF A JOURNEY
Ein Dokumentarfilm von Amir Ramses
Juden in Ägypten: End of a Journey befasst sich mit dem Leben der Nachkommen alter jüdischer Familien - insbesondere mit Magda Haroun, der Präsidentin der ägyptisch-jüdischen Gemeinde - die sich trotz der Demütigung und Verfolgung, der sie ausgesetzt waren, weigerten, ihr Land zu verlassen. Für sie ist das Heimatland der Ort, an dem ihre Vorfahren begraben sind.
Ägypten 2014, 56 Min., Originalfassung (Arabisch) mit engl. Untertiteln
So 10.10., ca. 17.00 h, d.a.i. Tübingen
WHERE ARE YOU GOING MOSHE?
Ein Spielfilm von Hassan Benjelloun
Boujad, eine Kleinstadt im Atlas-Gebirge
Marokkos, nicht lange nach der Unabhängigkeit des Landes 1956:
Mit Hilfe von zionistischen Agenten plant der Rabbi des Ortes heimlich
die Abreise seiner Gemeinde nach Israel.
Den erstarkenden muslimisch-konservativen Kräften des Ortes kommt
das sehr gelegen. Ist kein Nicht-Muslim mehr im Ort, muss laut Gesetz
die einzige Bar schließen. Barbesitzer Mustafa (Kino-Veteran Abdelkader
Lotfi) kämpft verzweifelt um den Erhalt seines Lebenswerkes und
seiner Freunde. Sein Sohn Hassan hat daran ein besonderes Interesse,
ist er doch in Rachel verliebt, die Tochter von Shlomo (Simon Elbaz),
Uhrenmacher und Musiker des kleinen Ortes. Mit Hassans Hilfe kann Mustafa
Shlomo als einzigen Juden zum Bleiben bewegen — die Bar ist vorerst
gerettet.
Hauptdarsteller, Schauspieler und Musiker Simon Elbaz ist selbst in Boujad
geboren und einer der wichtigsten Vertreter judeo-arabischer Musiktraditionen.
Marokko 2007, 90 Min., Originalfassung (Arabisch) mit dt. Untertiteln
Fr 08.10., 16.30 h, d.a.i. Tübingen
KONZERT
YAEL BADASH UND THOMAS MOKED – SEPHARDISCHE MUSIK
Die jüdisch-spanische Vokal-Artistin Yael Badash, in siebter Generation
Mitglied einer spanisch-jüdischen Familie, wurde in Israel geboren
und ist Musikerin, Gründerin und Leadsängerin der Electro-Acoustic
Folk Band “Baladino”. Sie hat sich in der Ladino-Tradition
zu einer frischen und international anerkannten Stimme entwickelt. Durch
ihre umfangreichen Auftritte in ganz Europa, Asien und Nordamerika öffnet
sie die alten Melodien für moderne Ohren. Von der Chicago Tribune
als “Unvergessliche, ausdrucksstarke Stimme, eine Virtuosin ihrer
raren Kunst” bezeichnet, wurzelt ihr improvisatorischer Gesangsstil
tief in ihrem eigenen multikulturellen Erbe mit Einflüssen westlicher,
türkischer und nordafrikanischer Musik. Durch ihre Ausbildung in
zeitgenössischem Theater überschreitet sie diese selten gesprochene
Ladino-Sprache, die auf das 15. Jahrhundert zurückgeht, um die reiche
Oralgeschichte zeitloser Lieder zu entdecken. Yael erhielt verschiedene
Preise und Auszeichnungen, u.a. den ersten Preis beim internationalen “Festiladino”.
Moked ist Komponist, Multiinstrumentalist, Produzent und Arrangeur. Thomas
Moked Blum, geboren in São-Paulo, Brasilien, aufgewachsen in Israel
und seit 2012 in Berlin lebend, ist Gründungsmitglied und Arrangeur
des internationalen mediterranen Folk-Ensembles "Baladino".
Er ist ebenso ein international versierter Komponist für Theater
und Kino und spielte schon in jungen Jahren in vielen verschiedenen Stilen,
vom jungen Philharmonischen Orchester bis hin zu Jazz- und Rockbands.
Moked beherrscht zahreiche Saiteninstrumente (Geige, Gitarre, Oud, Bouzouki,
Saz, Mandoline u.a.m.). Er ist ein gefragter Musiker für alle Arten
von Studiosessions und tourte mit vielen Künstlern in Europa, Nord-
und Südamerika sowie in Asien.
Weitere Infos: yaelbadash.com, thomasmoked.com,
baladino.com
Nachholtermin:
Montag, 8. November 2021, 19.30 Uhr
Pfleghofsaal, Tübingen
Reservierung und Voranmeldung:
welcome@arabisches-filmfestival.de
ALA SHAWATY DIJLAH (ON THE BANKS OF THE TIGRIS): TRADITIONELLE IRAKISCHE MUSIK DER AL-KUWAITY-BRÜDER
Das Konzert widmete sich der Musik von Saleh und Daoud Al-Kuwaity und
wurde insbesondere von irakischen Musiker*innen extra für das Projekt
vorbereitet und durchgeführt. Die eigenständige Beschäftigung
mit dem kulturellen Erbe der irakisch-jüdischen Musiker*innen stand
im Fokus des Konzerts.
Die irakisch-jüdischen Musiker Saleh (1908-1986) und Daoud (1910-1976)
Al-Kuwaity waren in den 1920er und 30er Jahren im Irak als die „Kuwaity-Brüder“ berühmt
und wurden vom Publikum verehrt. Sie waren Stars ihrer Zeit und gern
gesehene Gäste im irakischen Königshaus. Die Kuwaity-Brüder
wurden in Kuwait als Söhne einer irakisch-jüdischen Familie
geboren. Ihr Vater, ein jüdischer Kaufmann iranischer Abstammung,
zog aus der irakischen Stadt Basra nach Kuwait. Ihre Familie gehörte
im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts zur jüdischen Gemeinde
Kuwaits. Die Al-Kuwaity-Brüder wanderten Anfang der 1950er nach
Israel aus. Sie hatten eine Vorreiterrolle in der modernen irakischen
Musik. Die Lieder von Saleh und Daoud Al-Kuwaity werden immer noch im
Radio der arabischen Welt gespielt. Kaum noch jemand weiß, dass
die Kuwaity-Brüder sie komponiert haben, kaum jemand kennt überhaupt
noch den Namen der Musiker und ihre Lebensgeschichte.
Sa 18.12.2021, 20:30 Uhr, d.a.i. (Karlstraße 3, Tübingen)
Reservierung:
welcome@arabisches-filmfestival.de
MUSIKALISCHE CONVIVENCIA
Ein Gesprächskonzert zum jüdisch-muslimischen Zusammenleben
in Nordafrika
und im Nahen Osten
Das Gesprächskonzert widmet sich der Erinnerungskultur und dem Zusammenleben von Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens in Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens. In dem Konzert wird unter anderem Chaabi-Musik aus Algerien gespielt, einem Mix aus arabo-andalusischer Musik, afrikanischer Rhythmik und Berber-Musik, die nicht an enge Strukturen gebunden ist und viel Raum für Spielfreude und Improvisation lässt. Ebenso werden z.B. Lieder der jüdisch-irakischen Sängerin Salima Murad (1905-1974) gespielt und auf bekannte jüdisch-arabische Musikeri*nnen eingegangen, u.a. den jüdisch-algerischen Ma’luf-Musiker, Sänger und Oud-Spieler Cheikh Raymound Leyris (1912-1961) und der jüdisch-algerischen Sängerin, Oud-Spielerin und Komponistin Sultana Daoud (1915-1998) sowie Salim Halali (1920-2005), Blond Blond (1919-1999), Luc Cherki (1933) und Maurice El Mediouni (1928).
Es spielt Babel-Band: Die BaBel Band besteht aus Musikerinnen und Musikern muslimischen, jüdischen und christlichen Glaubens. U.a. mit Alhamzah Aldufairi (Kanun, Gesang), Jessica Naddaf (Gesang), Abdulfatah Hamza (Percussion), Shadia Trrak (Daf), Dehbia Abouadaou (Darbuka), Isaac Smith (Oud), Matheus Romanetto (Gitarre)
Sa 26.02.2022, 20.30 Uhr, Café Haag Tübingen
LESUNGEN / VORTRÄGE
LESUNGEN MIT DANIEL SPECK
Daniel Speck , geboren 1969 in München, ist ein deutscher Drehbuchautor
und Schriftsteller mit tunesischen Wurzeln. In seinen Geschichten baut
er Brücken zwischen den Kulturen. Durch seine Reisen und seine Recherchen
trifft er Menschen, deren Schicksale ihn zu seinen Romanen inspirieren.
Der Autor studierte Filmgeschichte in München und in Rom, wo er
mehrere Jahre lebte. Er verfasste Drehbücher, für die er mit
dem Grimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde.
Sein Roman „Bella Germania“ wurde als Dreiteiler prominent
verfilmt. Mit dem Bestseller „Piccola Sicilia“ führt
Daniel Speck uns auf eine Reise ins Herz des Mittelmeers. Dieses vielstimmige
Panorama der Kulturen erweitert er in seinem Familienroman „Jaffa
Road“.
PICCOLA SICILIA
Daniel Speck verbindet in seinem Roman auf fesselnde
und brillante Weise die verborgene Familiengeschichte dreier Generationen
mit dem bunten
Tunis der 1940er Jahre, in dem verschiedene Religionen und Kulturen zusammenleben.
Die Berliner Archäologin Nina macht sich in Sizilien auf die Suche
nach ihrem als verschollen geltenden Großvater Moritz, der im Zweiten
Weltkrieg mit den Nazis nach Tunesien einflog, aber nie zurückkehrte.
Bei ihren Nachforschungen begegnet Nina der älteren Dame Joëlle,
die behauptet, Moritz‘ Tochter zu sein. Sie erzählt Nina,
wie Moritz 1942 als Soldat nach Tunis kam und im Grandhotel Majestic
die schöne Jüdin Yasmina Sarfati und ihren Bruder - den Pianisten
Victor- kennenlernte. Als die Nazis anfangen, die Juden Tunis‘ zusammenzurufen
und auch Victor gefangennehmen, riskiert Moritz alles, um den Sarfatis
zu helfen.
Das gefühlvolle Drama verbindet Krieg mit Liebe, Flucht mit Heimat,
und Vergangenheit mit Gegenwart. Die farbenfrohe und lebendige Erzählung
zwischen Deutschland, Sizilien und Tunesien bietet realitätstreue
Eindrücke in die Kulturen und die Zeit des Zweiten Weltkriegs auf
historischer und fiktiver Ebene.
Musikalische Begleitung: Mohamed Sellami (Oud) und Amira Sahbi (Gesang)
Die Lesung findet in Kooperation mit dem Verein der Tunesier in Stuttgart e.V. (VTS) und dem Linden-Museum statt.
Freitag, 15.10., 18:00 Uhr, Linden-Museum Stuttgart
Reservierung und Voranmeldung:
Tel. 0711 2022444
anmeldung@lindenmuseum.de
JAFFA ROAD
In der fesselnden Fortsetzung zu Daniel Specks Bestseller-Roman „Piccola
Sicilia“ treffen in seinem neuen Familienroman „Jaffa Road“ die
jüdische, die arabische und die deutsche Kultur 1948 in Haifa, Palästina
auf lebendige Weise aufeinander. Es sind drei Familien, drei Generationen
und drei Kulturen, die ein gemeinsames Schicksal teilen.
Die deutsche Archäologin Nina tritt in Palermo das Erbe ihres verstorbenen
Großvaters Moritz an, den sie nie kennengelernt hat, und der einige
Geheimnisse verbarg. Dort trifft sie ihre jüdische Tante Joëlle
und einen fremden Mann – Elyas – aus Jaffa, Palästina,
der behauptet, Moritz’ Sohn zu sein. Durch die Erzählungen
von Joëlle und Elyas erfährt Nina nach und nach von den drei
verschiedenen Leben, die ihr Großvater Moritz geführt hat:
wie er von Tunis nach Haifa kam, wie er in der Jaffa Road mit seiner
Frau Yasmina und seiner Tochter Joëlle eine neue Heimat fand. Während
für Moritz‘ Familie ein neues Leben begann, verlor zeitgleich
das palästinensische Mädchen Amal ihr Zuhause. Jedoch ahnen
die beiden Familien bisher noch nicht, was sie alles verbindet.
Mit einem einmaligen und lebendigem Schreibstil und detaillierten Erklärungen
nimmt Daniel Speck die Leser an die Hand und führt sie in eine ferne
Welt mit verschiedenen Kulturen und Religionen in einer anderen Zeit.
Fiktives mischt sich mit Historischem und durch wechselnde Perspektiven
wird die Doppeldeutigkeit des Konflikts im Nahen Osten von allen Seiten
beleuchtet und auf wunderbare authentische Weise in diesem Familienroman
nachvollziehbar gemacht.
Musikalische Begleitung: Dehbia Abouaduo (Tabla), Isaac Smith (Oud) und Hamza Aldhufairi (Qanoun)
Freitag, 15.10., 20:30 Uhr, Pfleghofsaal Tübingen
Reservierung und Voranmeldung:
welcome@arabisches-filmfestival.de
JUDEN IN DER ISLAMISCHEN WELT. DISTANZ
UND NÄHE
Vortrag von Prof. Dr. Omar Kamil, Universität Erfurt
Fr 13.05.2022, 19.00 Uhr c.t., Kupferbau, HS 22 (Hölderlinstraße 5, Tübingen)
ABSCHLUSSVERANSTALTUNG
ISMA'ILS UND YITZHAQS NACHKOMMEN
- ZUR GESCHICHTE EINER WECHSELVOLLEN BEZIEHUNG
Vortrag von Prof. Dr. Stefan Schreiner, Judaistik/Institutum Judaicum
der Universität
Tübingen